Was passiert in Selbsthilfegruppen?
Die Treffen von Selbsthilfegruppen finden meist regelmäßig statt, überwiegend in einer neutralen Umgebung. Damit Menschen, die eine gleiche Erkrankung haben oder in einer Krise sind, über Dinge sprechen können, die ihnen auf den Nägeln brennen. Sie tauschen sich aus, informieren sich und werden von Gleichbetroffenen verstanden. Beispielsweise übersetzen Betroffene Fachchinesisch, spenden Trost, weisen auf Behandlungsmöglichkeiten und Leistungsansprüche hin. Einige Gruppen laden auch Fachleute wie Ärzte oder Therapeuten ein, die zu einem bestimmten Thema einen Vortrag halten. Oder die Gruppen planen Aktionen, um die Öffentlichkeit auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Alle Selbsthilfegruppen haben zum Ziel, möglichst viel über ein Problem oder eine Erkrankung zu erfahren und die Lebenssituation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu verbessern. Es gibt Gruppen sowohl für Betroffene als auch für Angehörige.
Wer leitet die Gruppe?
Überwiegend werden die Selbsthilfegruppen von engagierten Betroffenen ehrenamtlich geleitet.
Wo finde ich eine Selbsthilfegruppe?
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Selbsthilfe-Kontaktstellen helfen bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe. In Rheinland-Pfalz gibt es vier Kontaktstellen (KISS Mainz, WeKISS, KISS Pfalz, SEKIS Trier) sowie eine Unterstützungsstelle (Nekis). Für das Saarland ist eine Kontaktstelle (KISS Saarland) zuständig. Auch Ärzte und Therapeuten helfen ihren Patienten und Klienten, eine passende Gruppe zu finden. Weitere Ansprechpartner sind Beraterinnen und Berater der Krankenkassen. In Tages- und Wochenzeitungen wird immer wieder über Selbsthilfegruppen berichtet und wo sie wie zu finden sind. Und natürlich spielt heute das Internet eine große Rolle. Im Netz findet man viele Informationen über Selbsthilfegruppen.
Da gehen doch nur alte Leute hin, oder?
Langweilig, spießig, verstaubt – Menschen sitzen im Stuhlkreis und jammern. Dieses Bild von Selbsthilfegruppen haben viele junge Leute im Kopf. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der Austausch mit Gleichbetroffenen auch junge Menschen sehr stärken kann. Deshalb geht die Selbsthilfe neue Wege, die auch die „Jugend“ ansprechen sollen. Übrigens: In der Selbsthilfe gilt als jung, wer zwischen 18 und 29 Jahren alt ist.
Wer kann sich an die Selbsthilfe-Kontaktstellen wenden?
Jede und jeder, der auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe zu einem bestimmten Thema ist, sich über Selbsthilfegruppen informieren oder eine neue Gruppe gründen möchte.
Kostet die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe Geld?
Nein, die Teilnahme ist kostenfrei.
Was kann ich tun, wenn es noch keine Selbsthilfegruppe zu meinem Problem gibt?
Es gibt die Möglichkeit, eine neue Gruppe zu gründen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Selbsthilfe-Kontaktstellen unterstützen – wenn gewünscht – Betroffene dabei, Gleichgesinnte zu finden und sie begleiten die neuen Gruppen in der Anfangsphase. Die Starthilfe reicht von der Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit über Hilfe bei der Raumsuche bis hin zum Stellen von Förderanträgen.
Wie viele Gruppen gibt es in Rheinland-Pfalz?
Rund 3000 Gruppen.
Wie viele Gruppen gibt es im Saarland?
Rund 700.
Zu wie vielen Themen gibt es Selbsthilfegruppen?
In Rheinland-Pfalz zu rund 300 verschiedenen Themen und im Saarland zu rund 200 Themen – von Alzheimer bis Zöliakie, von Adipositas bis Zwangserkrankung.
Bleibt das, was ich sage, auch in der Selbsthilfegruppe?
Ja, eine Grundregel der Selbsthilfegruppen ist, dass das dort Gesagte höchst vertraulich behandelt wird.
Kann die Selbsthilfegruppe eine Therapie ersetzen?
Nein. Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe ist eine wertvolle Ergänzung von Behandlungen und Therapien. Experten sprechen von der vierten Säule des Gesundheitswesens. Besonders wertvoll ist die sogenannte Betroffenenkompetenz: Jemand, der die gleiche Erkrankung hat oder in einer ähnlichen Krise steckt, versteht jemanden in einer gleichen Situation anders als Menschen, die das Problem oder die Erkrankung nicht kennen.